Virtuelle Stundenläufe

Erfah­rungs­be­richt über vir­tu­el­le Stundenläufe

R.S. Seit Anfang März die­ses Jah­res ruht der Wett­kampf­be­trieb auf­grund der Coro­na Pan­de­mie und es ist zu erwar­ten, dass es im ers­ten Halb­jahr kei­ne Sport­fes­te und Volks­läu­fe mehr geben wird. Eine Viel­zahl von Meis­ter­schaf­ten wur­den bereits abge­sagt. Viel­leicht wird es noch eine Wett­kampf­sai­son in der zwei­ten Jah­res­hälf­te geben. Aller­dings hat die Gesund­heit Vor­rang vor sport­li­chen Erfol­gen.  Mög­lich sind im Moment soge­nann­te vir­tu­el­le Läu­fe, die man allei­ne absol­viert und mit einer App oder einer GPS-Uhr doku­men­tiert. Die Wett­kampf­ergeb­nis­se sind dabei nicht bes­ten­lis­ten­fä­hig. Auch am 26. April sind vie­le Läu­fe­rin­nen und Läu­fer allei­ne zehn Kilo­me­ter, Halb­ma­ra­thon oder sogar Mara­thon allei­ne gelau­fen, da der Han­no­ver Mara­thon lei­der abge­sagt wer­den muss­te. Die­ser Wett­kampf wur­de #sta­ya­tho­me­ma­ra­thon genannt.

Ich neh­me regel­mä­ßig an Sport­fes­ten und diver­sen Läu­fen teil. Nicht nur die sport­li­chen Erfol­ge gehö­ren zu mei­nem Leben, son­dern auch das sozia­le Mit­ein­an­der. Eigent­lich hat­te ich nach einer erfolg­rei­chen Cross- und Hal­len­sai­son vor, Anfang April an einem Stun­den­lauf in Leip­zig teil­zu­neh­men, aus­ge­rich­tet von der LG EXA Leip­zig e.V. Der Ver­an­stal­ter muss­te den Wett­kampf lei­der absa­gen, hat­te aber ange­bo­ten, dass Sport­le­rin­nen und Sport­ler indi­vi­du­ell die Stun­den­lauf­se­rie bis auf wei­te­res vir­tu­ell durch­füh­ren. Man kann sich sel­ber eine pas­sen­de Stre­cke aus­su­chen, denn Lauf­bah­nen, auf denen Stun­den­läu­fe übli­cher­wei­se aus­ge­tra­gen wer­den, sind ja über­all gesperrt. Die Stre­cke muss dann per Han­dy oder GPS gemes­sen und an den Ver­ein über­mit­telt wer­den. Wind­schat­ten­lau­fen ist unter­sagt und man hat sogar vier Tage Zeit, den Lauf für die Wer­tung zu absolvieren.

Der Maschsee eig­net sich sehr gut für vir­tu­el­le Läu­fe. Man muss beim SLZ die Brü­cke über­que­ren und am Stein 1km bzw. 5km vor­bei­lau­fen. Eine Run­de beträgt genau 6 Kilo­me­ter. Foto: Schlachte

Ich hat­te vor, den Stun­den­lauf am Maschsee zu absol­vie­ren. Eine Run­de ist ja sechs Kilo­me­ter lang und alle 500 Meter sind Stei­ne. Eine pas­sen­de Uhr hat­te ich aller­dings nicht, daher habe ich mir eine APP her­un­ter­ge­la­den. Gür­tel­ta­schen gab es Ende März güns­tig bei einem Dis­coun­ter. Bei einem vor­he­ri­gen Pro­be­lauf hat­te sich aller­dings her­aus­ge­stellt, dass die APP äußerst unge­nau die gelau­fe­nen Meter misst. Im letz­ten Jahr bin ich bei einem Stun­den­lauf in Bux­te­hu­de über 12 Kilo­me­ter bei Dau­er­re­gen gerannt, hat­te ein super Gefühl und konn­te den Wett­kampf genie­ßen. Am 2. April bin ich nun allei­ne um den Maschsee gelau­fen. Start war am frü­hen Mor­gen beim Stein 4,5. Im Kopf hat­te ich, dass ich fast zwei Run­den lau­fen wer­de. Da ich wuss­te, dass die APP unge­nau misst, hat­te ich Schnü­re dabei, um die Meter vor oder nach einem Stein genau zu ermit­teln. Mei­ne „ein­fa­che“ Lau­fuhr zeig­te mir stets die gelau­fe­ne Zeit an. Anfäng­lich gelang es mir noch, im 5‑Mi­nu­ten-Schnitt zu blei­ben, aber zuneh­mend wur­de ich lang­sa­mer. Letzt­end­lich habe ich es nach einer kom­plet­ten Run­de fast bis zum Stein bei 3,5 geschafft. Somit betrug die Stre­cke ins­ge­samt fast elf Kilo­me­ter. Ein Hoch­ge­fühl hat sich nicht ein­ge­stellt, aller­dings war ich woh­lig kaputt. Die Lauf­App hat Fol­gen­des ange­zeigt: 10,15km bei 01:00:11. Ich wur­de rich­tig hek­tisch den End­spurt abzu­bre­chen, zuerst die Lau­fuhr abzu­stel­len, dann das Han­dy aus der Tasche zu neh­men und die App abzustoppen.

Der doku­men­tier­te Stun­den­lauf vom 2. 4.2020. Die App Run­ning von adi­das hat die Stre­cke von genau 11 Kilo­me­ter lei­der unge­nau gemessen.

Danach habe ich im April noch zwei wei­te­re Stun­den­läu­fe am Maschsee absol­viert und immer weni­ger Kilo­me­ter geschafft. Mitt­ler­wei­le besit­ze ich aber eine Lau­fuhr, die die Stre­cke exakt misst. Mein Fazit: Vir­tu­el­le Läu­fe sind kein Ersatz für einen rich­ti­gen Wett­kampf, aber bes­ser eine sol­che Mög­lich­keit als gar kei­ne. Ver­an­stal­ter wie der TSV Ottern­dorf von 1862 e.V. hat­ten am 18. April 2020 sogar fast 200 vir­tu­el­le Stun­den­läu­fer. Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer konn­ten Fotos mai­len, die unter gezeitenlauf.de ein­seh­bar sind. Vie­len Dank für die Mühe der Aus­rich­ter in die­ser beson­de­ren Zeit. Ich freue mich dar­auf, ent­we­der in Leip­zig oder in Ottern­dorf die­ses Jahr noch einen rich­ti­gen Stun­den­lauf absol­vie­ren zu kön­nen und wer­de das Mit­ein­an­der noch mehr genie­ßen als vor Corona.